Rathaus
„Früher stand hier ein Parteihaus, ein anspruchsloser Dutzendwürfel, was das Ganze noch unwahrscheinlicher macht. Nämlich erlangte das von Zsolt Zsuffa und László Kalmár entworfene Rathaus bereits Ruhm - mit dem neuen Universitätsblock in Debrecen werden sie als die zwei niveauvollsten Gebäude des Jahres erwähnt -, allerdings ist die Wirklichkeit anders, auf den Bildern sieht man zum Beispiel auch nicht, wie der Odvas-Berg mit seinen Steinspitzen dem Rathaus einen malerischen Hintergrund verleiht.
Das alte und das Plattenbau-Budaörs treffen hier aufeinander, das
eingeschossige, jedoch bereits nicht so altes Dorf der sechziger Jahre auf
die hohen Plattenbautürme, Flachland auf den Berg auf zwei Seiten einer
verkehrsreichen Straße - das dreigeschossige Rathaus bringt aber nicht nur
das hektische Straßenbild auf eine Höhenebene, sondern stellt auch
zwischen scheinbar unverbindbaren Elementen, dem Wohngebiet mit
Einfamilienhäusern und dem postsozialistischen Stadtstück eine Art
Verbindung her. Überraschend ist nicht nur, wie das Neue das ehemalige
Parteihaus und das spätere Rathaus unmerklich in sich schmolz, aber ich weiß,
dass was errichtet wurde, aus Sparsamkeitsgründen schließlich um ein
Geschoss niedriger ist, als ursprünglich im gewinnenden Plan angeführt war
- und man merkt auch davon nichts. Wie in allen guten Gebäuden, werden die
Zwänge schamhaft unsichtbar und sogar zu Vorteilen verfeinert: das neue
Rathaus deutet gleichzeitig Ansehen, aber auch Aufgeschlossenheit an. Der
helle, mit türkischem Kalkstein verkleidete Block steht massiv, mit kühler
Eleganz, bietet zugleich an allen Seiten ein wechselhaftes Bild, vor allem
dort, wo mit den verdoppelten Säulenreihen auf Durchlässigkeit hingedeutet
wird. Denn hier kann man sowohl vorne als auch hinten eintreten, und nicht
nur konkret, sondern auch symbolisch: die Verwaltung der öffentlichen
Angelegenheiten erhöht sich nicht als ein Hindernis vor mir, das mit
Zeitverschwendung droht, wo die Öffnungszeiten oder der Pförtner-Zerberus
mich stoppt und über mein Schicksal entscheidet, hier kann man sich auch
angenehm fühlen: es gibt Kinderbetreuung und ein Restaurant, einen Internetraum
und eine eigene Post und nach Erledigung meiner Angelegenheiten kann ich
mich auf den Weg machen oder auch durch das Gebäude gehen. (Quelle: Tamás
Torma: Neues Rathaus in Budaörs. In: Népszabadság, Octogon, 7. April
2006.)
2009-11-10 20:42
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